Bearbeitung von Schallereignissen

[Amplitude und Dynamik] [Zeitverlauf] [Frequenzbereich] [Raumwirkung] [Phase] [Klangrestauration]



Bearbeitung von Amplitude und Dynamik


Normalizing

Durch Normalizing wird der maximale Amplitudenwert des Signals dem technisch möglichen Maximalwert (oder einem bestimmbaren Prozentsatz desselben) angeglichen. Dabei werden allerdings auch unerwünschte Signalanteile, wie zum Beispiel Rauschen, angehoben, weshalb der Anwendung von nachträglichem Normalizing meist Grenzen gesetzt sind.

Im folgenden Beispiel wird eine schlecht ausgesteuerte Mikrofonaufnahme mit Hilfe von Noramlizing auf Vollaussteuerung gebracht. Da dabei der Rauschpegel hörbar angehoben wird, sollte diese Vorgangsweise im Allgemeinen vermieden werden. Es ist in solchen Fällen unbedingt eine neue Aufnahme anzustreben.
Welcher Rauschpegel noch akzeptiert werden kann, hängt vom konkreten Anwendungsfall ab.

mikro_pop_30cm
ohne Normalizing
Normalizing 50% Normalizing 100%

Die Drum-Loop des folgenden Beispiels wurde mit einem Software-Synthesizer erstellt. Die einzige Störquelle ist daher das Quantisierungsrauschen. Da dies aber vergleichsweise gering ist, spricht nichts gegen eine nachträgliche Anhebung des Signalpegels.

 
midi2
ohne Normalizing
Normalizing 100%




Hüllkurve

Professionelle Audioprogramme erlauben auch die nachträgliche Korrektur des Amplitudenverlaufs. Manche Tools erlauben nur Fade-In und Fade-Out, andere hingegen ermöglichen das Zeichnen von beliebigen Hüllkurven.

bach
ohne Bearbeitung der Hüllkurve
bach_fade_in_outh
lineares Fade_in und Fade_out
bach_fade_log
logarithmisches Fade_in und Fade_out
bach_huellkurve_beliebig
beliebiger Verlauf der Hüllkurve



Kompressor

Ein Kompressor senkt hohe Signalpegel ab. In Kombination mit nachträglichem Normalizing wird das Schallsignal im Anschluss daran lauter wahrgenommen.
Durch die Kombination von Treshhold, Ratio, Attack- und Release-Time und Verstärkungsfaktor ergeben sich vielfältige Einstellungs- bzw. Anwendungsmöglichkeiten auf die hier nicht in allen Details eingegangen werden kann.
Die folgenden Beispiele sollen zeigen, dass die richtigen Einstellungen für den gewünschten Effekt von großer Wichtigkeit sind. Eine gute Einarbeitung in das Themengebiet unter Zuhilfenahme von weiterführender Fachliteratur ist daher empfehlenswert.

midi2_normalizing100
unkomprimiert

midi2_compressor1
komprimiert mit
Treshhold: -2 dB

Ratio: 2.0
Attack: 20 ms
Release: 100 ms

midi2_compressor2
komprimiert mit
Treshhold: -10 dB

Ratio: 10.0
Attack: 10 ms
Release: 100 ms
midi2_compressor3
komprimiert mit
Treshhold: -16 dB

Ratio: 8.0
Attack: 10 ms
Release: 150 ms

Mit der ersten Einstellung des Kompressors kann die gewünschte Verdichtung erzielt werden.
Bei der zweiten Einstellung wird stark komprimiert. Diese Komprimierung wirkt unnatürlich, kann aber für manche Musikrichtungen durchaus auch gewünscht sein.
In der dritten Einstellung wurde die Komprimierung wieder etwas verringert. Allerdings ist nun ein deutliches "Pumpen" der Kompressors zu hören.
Software-Kompressoren bieten im Allgemeinen eine Reihe von Default-Einstellungen für verschieden Kategorien von Schallereignissen. Diese sind zumindest als erste Ausgangsbasis nützlich.


Multiband-Kompressor

Eine Spezialform des Kompressor ist der sogenannte Multiband-Kompressor. Dabei wird das Schallsignal zunächst durch einstellbare Filter in eine bestimmte Anzahl von unterschiedlichen Frequenzbändern aufgeteilt. Danach kann für jedes dieser Bänder eine eigene Einstellung für die Komprimierung vorgenommen werden. So können einzelne Frequenzbereiche gezielt hervorgehoben oder auch abgeschwächt werden.

normalizing_100%
ohne weitere Bearbeitung
multi_compressor_presence
Multiband_Kompressor

Frequenzbereich: 730 - 10k Hz
Treshhold: -6 dB
Ratio: 2.0

Mit diesen Einstellungen soll die Präsenz des Signals erhöht werden.
multi_compressor_warm
Multiband_Kompressor

Frequenzbereich: 0 - 4,25k Hz
Treshhold: -10 dB
Ratio: 2.5
anschließendes Normalizing

Frequenzbereich: 4,25 - 10k Hz
Treshhold: -30 dB
Ratio: 8.0
kein Normalizing

Frequenzbereich: 10 - 20 kHz
Treshhold: -20 dB
Ratio: 2.0
kein Normalizing

Mit diesen Einstellungen soll dem Signal mehr Wärme verliehen und Zischlaute abgeschwächt werden.


Gate

Ein Gate unterdrückt das Eingangssignal unterhalb eines bestimmten Schwellwertes vollständig. Im Allgemeinen wird es benutzt, um unerwünschtes Rauschen in den Signalpausen zu verhindern.
Es ist aber auch eine experimentellere Anwendung denkbar. Werden von einem Schallsignal nur die Amplitudenspitzen durchgelassen, so kann ein im Signal vorhandener innerer Rhythmus hörbar gemacht werden.

normalizing_100%
ohne weitere Bearbeitung
Gate_ Einstellungen1 Gate_ Einstellungen2 Gate_ Einstellungen3


Projekt

Machen Sie sich mit den vielfältigen Möglichkeiten der Bearbeitung von Amplitude und Dynamik vertraut.
Versuchen Sie, Schallsignale gezielt Ihren Wünschen entsprechend zu verändern. Nehmen Sie sich aber auch Zeit für Experimente. Erweitern Sie Ihre persönliche Klangbibliothek mit den besten Ergebnissen.



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